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- Es sei gesagt, dass dieser Text auf wahren Begebenheiten beruht, er jedoch meinen Gedanken und nicht denen des Kindes entsprungen ist. Er ist Fiktion. –

 

Mein Name ist L. I. Madrigal Córtes. Zunächst einmal stelle ich mich immer mit L. vor, aber eigentlich nennen mich alle dann schon recht bald bei meinem Rufnamen I.. Ich bin 11 Jahre alt und nun seit mehr als 3 Monaten eines der 10 Kinder in der casa familia Yuyu 1. Endlich habe ich Geschwister. Denn eigentlich bin ich ein Einzelkind. Ich komme aus Kolumbien, kann mich aber nicht mehr genau an den Namen meines Heimatortes dort erinnern. Ich weiß aber noch, dass er am Meer lag und es einen Hafen gab.

Meine Eltern sind beide schon nicht mehr hier. Sie sind dort oben. Meine Mama starb als ich 4 oder 5 war. Wie genau, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Mein Papa hat sich dann eine neue Frau gesucht. Doch auch er ist nicht viel später bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seitdem habe ich bei meiner Tante gelebt, die sich gut um mich gekümmert hat. Ich mag sie.

In die Schule bin ich noch nie gegangen. Lesen kann ich nicht und ich kenne die Buchstaben nicht bei ihren Namen. Ich kann sie nur abschreiben, kopieren, ganz normal in Druckbuchstaben oder auch in schöner, geschwungener Schreibschrift. Die Zahlen kenne ich aber. Zählen kann ich mindestens bis 100. Und rechnen kann ich auch. Zumindest die einfachen Sachen, plus und minus.

Ich möchte gerne in die Schule gehen, um auch wie die anderen Kinder im Haus nachmittags mit den Freiwilligen Hausaufgaben machen und eine Schuluniform tragen zu können. Das ist aber erstmal nicht so einfach, weil ich keinen Ausweis habe und man den wohl braucht. Also versuchen die Educadoras und Freiwilligen jetzt immer vormittags, wenn die meisten meiner neuen Geschwister in der Schule sind, mir Lesen und Schreiben beizubringen. Sie haben mit den Vokalen angefangen. A, E, I, O, U. Die kann ich jetzt schon. Mit den anderen Buchstaben tue ich mich aber noch etwas schwer. Manchmal soll man wohl das „s“ in einem Wort hören, wenn man es ganz langsam und sehr laut ausspricht und ein anderes Mal den Strich mit dem Bauch nach rechts oder das „m“ wie von mamá. Aber neben Wörtern wie eso, papa oder pipi soll ich vor allem ganz schnell meinen Namen schreiben lernen. Ich schummle da immer ein bisschen: Ich habe ihn mir, nachdem er mir einmal vorgeschrieben wurde, auf den Arm geschrieben und immer wenn sie wollen, dass ich ihn aufschreibe, schaue ich unauffällig auf meinen linken Unterarm und schreibe ihn ab. Dann ist es ganz einfach.

Meistens nervt mich dieses Lernen aber ziemlich. Besonders wenn eine der Educadoras nach einer Weile anfängt mich anzuschreien und mir vorwirft faul zu sein, wenn ich die Wörter mal nicht richtig aufschreiben kann. Dumm sei ich ja schließlich nicht. Ich kann mich einfach nicht so lange konzentrieren und weiß manchmal dann doch nicht so ganz, was mir das alles genau bringen soll. Und dann verbietet sie mir, weil ich mich angeblich schlecht benommen habe, am Nachmittag mit 2 der anderen Kinder ins Schwimmbad zu gehen. Oder was noch schlimmer ist, mit E. und einer der Freiwilligen zum BiciCross Training gehen zu dürfen.

Am liebsten würde ich jeden Tag dort hingehen, ich habe viele Freunde dort. Und ich möchte auch endlich bei einem der Rennen teilnehmen können und nicht immer nur zuschauen, wenn E. auf dem geliehenen BMX-Rad unseres Trainers mit seinen Konkurrenten über die erdige Piste mit ihren vielen großen und kleinen Hügeln fährt und springt. Ich würde gewinnen. Und dann zu einem der größeren Rennen weiter weg fahren dürfen.

Ich habe in E. einen guten Freund gefunden, auch wenn wir uns oft mal streiten. Aber wenn wir die Vormittage zusammen verbringen, da er erst nachmittags Schule hat, stellen wir schon immer mal wieder etwas an und die Educadoras wollen uns deshalb lieber getrennt voneinander beschäftigen. E. könnte mir nur mal wieder etwas öfter sein altes BMX-Rad leihen. Das war nur einmal, dass es mir kaputt gegangen ist. Genauso wie das Fahrrad der Freiwilligen. Es war nicht mal meine Schuld, dass ich hingefallen bin. Manchmal sind die Erwachsenen echt streng hier in Yuyu 1. Vieles ist verboten und sie werfen mir von Zeit zu Zeit vor, immer alles haben und machen zu wollen ohne über den Preis oder den Aufwand einer anderen Person nach zu denken. Ich weiß nicht, was sie damit meinen.

Aber es gefällt mir hier, mir geht es gut und ich will nicht mehr weg.

Mein Name ist L. I. Córtes Rodríguez. Ich bin 12 Jahre alt und während meiner ersten 3 Monate in der Fundación Cristo de la Calle in Ibarra war einiges von dem, was ich erzählt hatte, gelogen.

Ich bin von Zuhause weggelaufen. Meine Eltern sind Ecuadorianer und leben mit meinen beiden kleinen Geschwistern in der Nachbarprovinz Esmeraldas. Ich habe einen Bruder und eine Schwester.

Ich habe eine Schule besucht, wenn auch nicht so regelmäßig. Ich bin in die 5. Klasse gegangen.

Abgehauen bin ich, weil ich nicht mehr dort hingehen wollte. In der Schule hat man mir immer so viele Hausaufgaben aufgegeben, das ist blöd und hat mich genervt. Außerdem haben mich meine älteren Cousins, die in der Nähe von uns leben, geschlagen. Also bin ich nach Ibarra gefahren.

Jetzt lebe ich in der casa familia Yuyu 1. Sie haben herausgefunden, dass ich schon einmal in der Schule war und eine Familie habe, als sie mir einen Ausweis beantragen wollten. Jetzt habe ich zwei. Meinen alten aus Esmeraldas und den neuen von hier.

Und das bedeutet, dass ich endlich auch bei den BiciCross Rennen teilnehmen kann. Sicherheitshalber frage ich unseren Trainer Freddy jedes Mal, wann denn das nächste Rennen stattfindet. Die Antwort ist immer dieselbe: „Ende März.“ Lea, die Freiwillige, sagt, dass das nur noch knapp einen Monat hin ist. Jetzt möchte ich umso mehr trainieren. Wenn ich nämlich gegen E. gewinne, da wir jetzt wohl gegeneinander fahren, kann ich bei dem nächsten Rennen in Túlcan mitmachen. Das ist was Großes. Das will ich unbedingt. Aber auch Freddy sagt, dass man sich zuerst auf die Schule konzentrieren soll und das BiciCross Fahren danach kommt.

Ich soll lernen. Ich will lernen. Ich freue mich jetzt endlich, hier in die Schule gehen zu können, so wie meine Geschwister in der casa. In den letzten Wochen war ich immer wieder im Büro der Fundación und habe mit Señora Claudia und Sébas, dem Psychologen, gesprochen. Und gestern war schließlich endlich mein erster Schultag. Ich gehe in die 5. Klasse, in die selbe Schule wie auch L.M.. Anita, eine Mitarbeiterin der Fundación, hat mich begleitet und ich war ganz schön aufgeregt, aber vor Freude. Ich gehe in die Parallelklasse von O. aus Yuyu 2 und meine Lehrerin ist nett. Alle sagen, sie sei eine gute Lehrerin. Noch habe ich keine Uniform und mir fehlen noch die ganzen Hefte, Bücher und Stifte, die die anderen immer dabeihaben, aber ich habe schon einen neuen Freund gefunden und meine ersten Hausaufgaben aufbekommen. Endlich konnte ich auch wie die anderen Kinder die Freiwilligen fragen, ob sie mir nach dem Mittagessen bei den Hausaufgaben helfen.

Mir gefällt es hier, mir geht es gut und ich will nicht mehr zurück.

 

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