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1. Erfahrungsbericht: Katia

„Das FSJ ist wie in kurzer Zeit einen langen Weg zurückzulegen“

Dieses Zitat eines ehemaligen Freiwilligen, fasst meine Erfahrungen und Eindrücke der letzten drei Monate einzigartig gut zusammen. Ein Jahr ist bezogen auf unser bisheriges Leben nur ein Bruchteil. Dennoch habe ich allein in dem abgeleisteten Viertel meines Dienstes das Gefühl, dass sich schon so viel verändert hat. Als Beispiel: Letzte Woche haben wir drei Freiwilligen unseren selbstgestalteten Filmclip von Fotos aus dem Vorbereitungsseminar aus dem Laptop gekramt und angeschaut. Dabei kamen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Eine Rolle spielte dabei weniger unsere äußerliche Veränderung, als die Tatsache, dass wir uns an unsere Ängste und auch Erwartungen im Vorbereitungsseminar im Juli zurückerinnerten.

Ein weiteres Beispiel dazu: Wir haben an uns gegenseitig Füttern geübt um für die Arbeit mit den Kindern gerüstet zu sein. Ich weiß noch genau, wie unbeholfen und unsicher ich mich damals fühlte. Heute bin ich schon wirklich stolz, dass ich auch die Kinder mit sehr starker Behinderung füttern kann und muss oft über mich und meine Anfänge in der Fundacion schmunzeln.

Arbeit in der Fundacion

Seit August arbeite ich schon in der Fundacion Campamento Christiano Esperanza, in der ca. 40 körperlich und/oder geistig behinderte Kinder/Jugendliche und Erwachsene betreut werden. Im Norden von Quito liegend, fahren wir jeden Tag ca. 20 Minuten mit dem Bus zu unserer Arbeitsstelle.

Alleine jetzt schon habe ich die Kinder so lieb gewonnen und will mir überhaupt nicht vorstellen, sie nach einem Jahr wieder zu verlassen. Auch mit Martha, der Tia (Erzieherin) dieser Gruppe habe ich mich super verstanden. Das Schönste an meiner Arbeit ist zu sehen wie Kinder Fortschritte machen, wenn man regelmäßig mit ihnen arbeitet. Zum Beispiel die fünfjährige Gabi wurde vorher nur mit Fläschchen gefüttert und isst jetzt, einen Monat später, mit ein wenig Hilfe selbstständig mit dem Löffel. Zusätzlich hat sie große Fortschritte mit dem Laufen gemacht. Ich finde es unglaublich mit welcher Geduld, die Tias mit den Kindern arbeiten und habe für mich selbst auch wirklich einiges dazugelernt.

Vor einer Woche war es dann für mich Zeit die Gruppe zu wechseln, was ich einerseits ziemlich traurig fand, da ich dort wirklich meinen Platz gefunden habe, allerdings soll man ja dann aufhören wenn es am Schönsten ist. Außerdem bin ich gespannt darauf auch die anderen Kinder besser kennenzulernen und damit der alltäglichen Routine zu entfliehen.

Jetzt bin ich für die nächste Zeit in der Gruppe PC -1.Diese Gruppe besteht aus ca. 10 Kindern und Jugendlichen die schwerstbehindertsind. Grundsätzlich unterscheidet sich die Arbeit kaum zu meiner vorherigen Gruppe: Füttern und Wickeln nehmen noch immer einen Großteil der Arbeitszeit ein. Allerdings genieße ich die Stille und ruhige Atmosphäre in dieser Klasse.

Schade ist nur, dass die Kinder/Jugendlichen hier teilweise schwerere Behinderungen haben, die manche Aktivitäten die ich vorher durchführen konnte, unmöglich machen. Mit der Zeit hoffe ich noch besser auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen zu könne, da es mir nach meiner ersten Woche noch ein wenig schwer fällt mich mit ihnen zu verständigen bzw. ich ihre Eigenheiten noch nicht kenne.

Doch ich bin zuversichtlich, dass ich das mit der Zeit auch noch herausbekommen werde. Auf jeden Fall bin ich gespannt, was die folgenden Monate in meiner Gruppe noch bringen werden...

Leben in unserer WG

Unser WG Leben schätze ich sehr und bin mit der Lage und dem Zustand des Apartments zufrieden. Zuerst war ich mir nicht wirklich sicher, was ich bevorzugen würde: Eine Gastfamilie oder das selbständige Leben in einer WG. Natürlich hat das Leben integriert in einer Familie einige Vorteile: Schnellere Fortschritte mit der Sprache, Einkaufen etc. bleibt einem meist auch erspart und viele Familien besitzen sogar eine Waschmaschine. In unserer WG hingegen, gibt es halt einfach mal kein Essen wenn keiner einkauft. Auch das Waschen mit der Hand nimmt so seine Zeit ein. Dennoch möchte ich meine Freiheiten um keinen Fall missen.

Wir können am Wochenende reisen wie es uns gefällt und haben genug Platz um auch mal Freunde bei uns übernachten zu lassen. Außerdem sind wir wirklich auf uns allein gestellt, weswegen es aber auch nicht selten vorkommt, dass wir mit dem Bus für mehrere Stunden durch Quito herumirren. Deshalb haben wir allerdings auch schon wirklich viel von der Stadt gesehen und kennen uns mittlerweile schon ganz gut aus.

Natürlich hat jeder Freiwillige seine eigenen Vorlieben und Präferenzen, jedoch für mich persönlich kann ich sagen, dass ich das WG Leben mit meinen Mitbewohnern um keinen Preis eintauschen wollen würde.

Ich freue mich auf die kommenden neun Monate hier in Ecuador und bin gespannt darauf, so viel wie möglich von der ecuadorianischen Kultur mitzubekommen, denn wie Alexander von Humboldt schon sagte:

„Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.

 

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