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Heute schreibe ich

schon meinen dritten Bericht. Noch 97 Tage liegen vor mir, bevor ich wieder nach Deutschland zurückkomme. Noch etwas mehr als 3 Monate. Das ist wirklich nicht mehr lang.

Wenn an mein Heimkommen denke, habe ich ganz gemischte Gefühle. Auf der einen Seite freue ich mich riesig meine Familie und Freunde wiederzusehen und sie in die Arme schließen zu können. Nicht mehr nur aus der Ferne zu telefonieren, sondern auch bei Treffen dabei sein zu können. Das ist etwas so Wertvolles, das ich in Ecuador vermisse. 

Ich bin gespannt, wie es sein wird zurückzukommen und zu sehen was sich verändert hat oder die Dinge wahrzunehmen, an die ich mich gar nicht mehr so genau erinnere. Wie wird es sein? Der letzte Tag, im Flugzeug auf den Weg nach Deutschland? Zu wissen, dass ich erstmal nicht mehr nach Ecuador zurückkommen werde. Mein ecuadorianisches Leben zurücklasse, mit der Gewissheit, dass dieses Kapitel vorbei ist und ich nicht mehr Teil im Leben der Kinder bin. Oft muss ich in letzter Zeit daran denken.

Freude bereitete mir der Gedanke, dass nach meiner Rückkunft nur noch wenige Wochen verbleiben bis mein Studium beginnt. Ein neuer Lebensabschnitt, in dem ich mich weiterentwickle und neue Erfahrungen, die ich sammeln werde.

Ehrlicherweise finde ich auch an dem Gedanken gefallen wieder warm duschen zu können, bei meinem Lieblingsitaliener Pizza zu essen und mit meiner Mama durch die Fußgängerzone zu schlendern. Das in Deutschland all diese Sachen so selbstverständlich für mich sind, schätze ich heute umso mehr wert. Mir war vor meiner Reise schon bewusst, dass ich all diese Dinge nicht brauche, um wirklich glücklich zu sein. Aber mein Leben hier in Ecuador hat mir das nochmal viel mehr gezeigt: Es geht mit so viel weniger. Das Leben in Deutschland ist oft mit sehr viel Überfluss verbunden. Umso dankbarer bin ich heute für die Menschen, die in Deutschland auf mich warten und all die Möglichkeiten, die ich wahrnehmen kann. Die tías (Tanten) im Casa Hogar sind oft nur wenige Jahre älter als wir, Freiwilligen, und können nicht einfach ins Ausland reisen oder Studieren. Wir leben in der gleichen Welt und doch gibt es Ungleichheiten, die uns gefühlt in einem anderen Universum leben lassen.

Neben meiner Freunde auf Deutschland, weiß ich aber auch das der Abschied hier in Ecuador mir alles andere als leicht fallen wird. Die Bindung mit den Kindern wird von Tag zu Tag stärker. Ich sehe wie sie lernen und sich entwickeln. In den letzten drei Monaten hat das jüngste Kind im Casa Hogar angefangen immer mehr zu sprechen, während es zu Beginn meiner Zeit nicht viel mehr als 10 Wörter sagen konnte. Seit ein paar Wochen werde ich von ihm mit meinen ecuadorianischen Spitznamen „Rosita“ und einer festen Umarmung begrüßt. Diese wundervollen kleinen Momente berühren mich. Zu wissen, dass ich in drei Monaten nach Hause fliege und die Kinder erstmal nicht mehr sehe, macht mich traurig. Dadurch wird mir aber auch bewusst, wie sehr ich alle in mein Herz geschlossen habe. 

Nur noch eine Woche arbeite ich im Casa Hogar (Waisenhaus). Das ist damit auch die letzte Woche meines Freiwilligendienstes, in der ich die Kinder zu Bett bringe. Abends ist zwar die anstrengende Zeit des Tages, aber gleichzeitig ist es auch einer der schönsten Momente am Tag zu wissen, dass alle frisch gebadet und glücklich schlafen gehen. Ab Juni arbeite ich dann wieder vormittags in der Schule.

Neben den Kindern habe ich auch meine WG-Mitbewohner sehr liebgewonnen. Wir sind fast jedes Wochenende unterwegs und lernen Ecuador besser kennen. Ich bin dankbar mit den Dreien hier zu sein. Wir können uns gut über die Arbeit austauschen und das entlastet. Wenn ich zurückdenke, weiß ich nicht wie ich es ohne die meine Mitbewohner so lange und weit weg von zu Hause geschafft hätte. Denn vor allem zu Beginn war das Heimweh groß und die Arbeit oft nicht leicht. Das uns in Deutschland wieder hunderte Kilometer trennen, möchte ich mir noch gar nicht vorstellen.

Neben den Menschen in Ecuador, liebe ich hier die Freiheit zu Reisen. Egal ob innerhalb von Ecuador oder in andere Südamerikanische Länder. Meine Brasilien-Reise Anfang April war ein wirkliches Highlight. Ein beeindruckendes Land. Meine nächste und letzte Reise, bevor ich nach Frankfurt fliege, geht in die Dominikanische Republik.

An dem Punkt, an dem ich jetzt stehe, bin ich mir sicher, dass mein nach Hause kommen ein echtes Gefühlschaos wird. Ich freue mich sehr, weiß aber auch wie traurig mein Abschied sein wird. Umso mehr möchte ich die letzte Zeit mit den Kindern genießen. Die Momente mit ihnen wertschätzen. Ich bin gespannt, was meine letzte Zeit in Quito noch bringt.

 

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