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Über den Wolken

Bild1 Astor

Die Fahrt im Bus lief unweigerlich in die Dunkelheit der Nacht und wir wagten uns nicht, ohne Handyempfang und Ortskenntnissen an der verabredeten Stelle auszusteigen. Wir blieben im Bus, fuhren in den nächsten Ort, stiegen wieder nicht aus, fuhren weiter und hofften auf die Zeichen einer größeren Stadt, die uns für eine Nacht sicher beherbergen würde. Am nächsten Morgen wachten wir früh auf und entschieden, doch noch einen Versuch zu wagen, der bereits gestarteten Reisegruppe hinterherzueilen.

Vor mir der Berg und mein Ziel, den Gipfel zu erreichen.

Kommt der Berg nicht zu mir, komme ich zum Berg, dachte ich und so stiegen wir vor einem Straßenladen mit Internetzugang aus.  Mit einer Flasche Wasser und zwei Packungen Keksen wollte ich den Aufstieg durch den Regenwald bis nach oben wagen und stand mit meiner Tasche und den Gummistiefeln so am Straßenrand. Hätte ich der Verkäuferin nicht erzählt, ich sei Deutscher und käme verspätet zu einer Tour auf den Sumaco, wäre nicht das weiße Motorrad gekommen, das mich die acht Kilometer zum Fuß des Vulkans gebracht hätte.

Dort wartete überraschenderweise einer der Guides auf uns und wir eilten mit dem Gepäck über einen glitschigen Holzweg in den Amazonas, in Richtung der bereits vor einer Stunde aufgebrochenen Wanderung. Schon nach wenigen Minuten war ich verschwitzt, aber rannte dem Guide und seiner Machete weiter hinterher, während der Wald immer dichter und der Boden immer schwieriger zu durchqueren wurde. Mit den Gummistiefeln sanken wir bald so weit in den morastigen Boden, dass diese dort mit uns stecken blieben oder wir barfuß weitergelaufen wären und so dauerte es eine Weile, bis wir die Anderen erreichten. Zusammen ging es dann etwas langsamer weiter, aber ich erkannte, dass sich mein Mut am Morgen gelohnt hatte und ich nun in Begleitung der Gruppe dem Aufstieg etwas näher gekommen war. Nach drei weiteren Stunden erreichten wir gegen Mittag das erste Refugio, wo wir eine Pause machten und uns für den restlichen Weg zum Ort der Übernachtung stärkten.

Ab jetzt sollte uns ein letzter Abschnitt für heute auf ca. 2000 Meter bringen, der vor allem durch die anstrengenden Wechsel zwischen Abstiegen in Tälern und Wegen nach oben gezeichnet wurde. Gegen 20 Uhr war es stockfinster, der letzte Kilometer glich einer steilen Treppe aus Wurzeln und führte uns zu einem weiteren Vulkan, dessen Krater eine Lagune bildete. Die Tasche drückte tief in die Haut und ich musste aufpassen, nicht nach hinten umzufallen.

Mit dem kalten Wasser einer Regentonne konnten wir uns oben den Schweiß vom Tag abwaschen und betraten die Hütte, in der bereits eine Frau in einer kleinen Küche mit ihrem Sohn das Abendessen für 14 hungrige Bergsteiger servierte.

„Buenos Dias!“, rief unser Guide José um 3 Uhr morgens nach schlaflosen Stunden, denn es war der Tag für den Aufstieg zum Gipfel gekommen, 4000 Meter hoch und noch von der Nacht umschlungen. Ob es heute wirklich alle von uns zwölf nach oben schaffen sollten, war noch ungewiss, aber in der nächtlichen Kühle starteten wir unsere Tour in das Gebiet des Jaguars, der mit uns zusammen den Sonnenaufgang erwartete, um schlafen zu gehen.

Der Weg führte uns in einem Halbkreis durch den Dschungel zum nächst höher gelegenen Refugio und wir gelangen in eine Gegend, die mit ihren Farnen und Höhlen aus Wurzeln einem Märchen glich. Oft mussten wir gebückt unter gefallenen Bäumen durchklettern, während Wasser an Lianen in unsere Nacken lief und wir kleinere und größere Bäche auf Steinen überquerten. Langsam veränderte sich auch die Vegetation und wir bemerkten, dass mit steigender Höhe eine kargere Landschaft begann. Zuerst weniger Bäume, später Fels und Bodenpflanzen. Ohne die Hilfe von den Büschen, an denen wir uns hochzogen, hätten wir niemals den fußbreiten Pfad aus rutschiger Erde erklommen, der uns auf kurzer Distanz mit vielen Höhenmetern zur Baumgrenze auf 3000 Meter führte. Wir standen nun in den Wolken, konnten gerade noch ein paar Baumwipfel aus dem Regenwald erkennen und blickten nach oben nur ins Nichts.

Von jetzt an ging es für uns mit Händen und Füßen weiter und für andere leider wieder nach unten, denn die Auswirkungen der dünneren Luft machten sich bereits deutlich bemerkbar. Bei jeder Frage nach dem weiteren Verlauf antworteten die Guides „Estamos cerca“ (= wir sind schon nah) oder „No falta mucho“ (=es fehlt nicht mehr viel), und nach Bedarf rannten sie den Berg hoch und runter, was für uns unmöglich erschien. So zog sich der Weg immer länger und länger und das, was wir für einen Gipfel hielten, entpuppte sich nur als kleine Anhöhe oder Hügel, der uns danach oft wieder nur weiter nach unten führte. Ein Teil der Gruppe, der einige hundert Meter über uns gelaufen war, kam uns bereits entgegen, da das Zeitlimit von zwölf Uhr mittags für den Gipfel verstrichen war und er umdrehen musste.

Bild2 AstorJosé, der die letzten zwei Stunden mit mir und zwei anderen geklettert ist, war trotzdem sehr motiviert, mit uns zusammen den ca. 500 Höhenmeter oberhalb liegenden Krater des Vulkans mit seiner Lagune zu erreichen und ich begann inzwischen auch in einem schnelleren Tempo den 45 Grad Winkel hoch zu sprinten. Lange hielt ich es nicht durch, denn die Luft war knapp und es war wichtig, sie richtig einzuteilen, um wirklich weiter steigen zu können. Unser Ansporn dafür war auch die eiskalte Lagune des Kraters, in der wir uns unbedingt erfrischen wollten und die wir als ein Zeichen für unseren Erfolg sahen. Doch noch waren wir nicht oben und der Gedanke an die Umkehr war stets unser Begleiter.

Wir erreichten den Punkt, an dem die Anderen nicht weiter gegangen sein mussten und schauten uns fragend an: José gab uns eine weitere Stunde Zeit, um die 4000 Meter zu erreichen.  Schnell vorbeiziehende Wolken spendeten uns dafür eine angenehme Frische. Meine Erinnerung ist nur noch dunkel, aber wir haben irgendwann einen größeren Hügel erreicht, von dem wir seit dem Morgen endlich wieder auf den Gipfel schauen konnten.  Von dort ging es noch einmal 100 Höhenmeter hinab in ein Tal, dann weitere 150 m bis zum Rand des Kraters wieder hinauf, von dem wir endlich einen kleinen See sahen. Es war unglaublich faszinierend, dass wir es als die Einzigen geschafft hatten bis ganz nach oben zu gelangen und hier einen Zugang zum Inneren der Erde zu bewundern, der momentan ruht.  Vor fünf Jahren ist der Vulkan das letzte Mal ausgebrochen und jetzt klettern wir den Krater hinunter zu der klaren Lagune, die uns mit ihrem eiskalten Wasser unsere Anstrengungen der letzten Stunden für einen kurzen Moment vergessen ließ.

Insgesamt sollten wir an diesem Tag 17 Stunden unterwegs gewesen sein und gegen späten Nachmittag begaben wir uns zurück zum Abstieg, der unseren Glauben an Leichtigkeit und Erlösung schnell widerlegte.

Erneute Endlosigkeit und Hoffnung auf das Erreichen des Refugios für die Nacht zum letzten Tag führte uns zurück durch die Steppe des oberen Berges, in den Regenwald, durch die Märchenwelt und bis in die Dunkelheit des Abends, an dem wir mit Taschenlampen die letzten Kilometer zu unserem Schlafplatz suchten.

Auch der Jaguar schien wieder auf seiner Pirsch zu sein,  denn die Spuren verrieten uns seine Fährte.

 Bild3 Astor

 

 

 

 

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