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Mein heutiger Tag

Heute ist Montag. Heute Nacht bin ich ca. um halb 1 bei uns in der Wohnung angekommen, denn wir waren mal wieder übers Wochenende verreist. Um 5.30 Uhr ging dann mein Wecker. Frühschicht. Nach dem Fertig-Machen habe ich mich dann auf den Weg zur Arbeit gemacht. Eine halbe Stunde Fußweg, wie jeden Tag. Heute war der Himmel mal wieder sehr klar, so dass ich auf dem Weg eine sehr schöne Aussicht auf die Berge inklusive des Cayambes (sieht man aus Ibarra nur bei sehr klarem Himmel) hatte.

Heute habe ich den Nachbarn des Casa (=Wohnhaus) auf dem Weg nicht getroffen. Oft begegnen wir uns morgens, wenn ich Frühschicht habe. Ich laufe bergauf zum Casa und er bergab zum Gym. Wenn wir uns sehen, reden wir oft kurz, wobei ich meist etwas lerne.

Dann, 7 Uhr, Ankunft im Casa. Es ist Montag, das heißt unsere wöchentliche Reunion (=Versammlung) mit allen Educadoras (=Erzieherinnen) und Freiwilligen wird abgehalten. Heute war ich allerdings die einzige Freiwillige. Zwei meiner drei Mitfreiwilligen hatten heute Urlaub und die dritte arbeitet diesen Monat im Projekt „Apoyo Familiar“, was ebenfalls von der Fundación durchgeführt wird.  

Dementsprechend war es klar, dass ich eins unserer kleineren Kinder zur Schule bringen musste. Gesagt, getan! Mit diesem Kind hatten wir am Anfang super viele Probleme, doch inzwischen verstehe ich mich sehr gut mit ihm. Er hat schon manchmal schlechte Tage, aber inzwischen bin ich gut auf ihn eingestellt und kann das in der Regel gut lösen.

Heute zum Beispiel wollte er irgendwann unbedingt auf der anderen Straßenseite laufen. Das hat aber keinen Sinn gemacht, da wir den Bus auf der Straßenseite, auf der wir waren, nehmen mussten und somit in ca. zwanzig Metern hätten zurück wechseln müssen. Natürlich hätte man jetzt sagen können: Whatever. Wenn er das unbedingt möchte, meinetwegen. Tatsächlich ist es aber so, dass dieser Junge eine sehr geringe Frustrationstoleranz hat. Im Casa, wo man sich gleichzeitig um 13 Kinder kümmern muss, habe ich deswegen oft das Gefühl, dass ihm die ein oder andere Sache durchgehen gelassen wird, da jeder weiß, dass auf strikte Zurückweisung bei ihm meist Wutanfälle o.ä. folgen und es oft einfach nicht die Zeit und das Personal gibt, auf so etwas einzugehen. Das weiß der Junge auch selbst und hat deswegen manchmal den Anspruch, dass alle Welt nach seiner Nase tanzt.

Deswegen achte ich darauf, in solchen ruhigen Situationen, wo ich mit ihm alleine bin, klare Grenzen zu setzen. Das hilft sowohl ihm als auch mir und wie gesagt kommen wir inzwischen sehr gut miteinander klar.

Long story short: Wir haben dann jedenfalls nicht die Straßenseite gewechselt und er wurde wütend. Aber der tolle Teil an der Geschichte ist, dass ich ihn ohne große Schwierigkeiten aus dieser Wut rausholen konnte. Das hätte am Anfang niemals so geklappt und ich freue mich jedes Mal, wenn solche Situationen passieren und wir dort gut wieder rauskommen. Ich merke dann sowohl eine enorme Weiterentwicklung bei ihm als auch bei mir.

Nachdem wir dann unseren Weg fröhlich weiter fortgesetzt haben, habe ich ihn in der Schule abgesetzt und bin zurück zum Casa gelaufen.

Dort ging es dann direkt weiter. Zwei Geschwister im Casa machen nie Hausaufgaben und haben sich jetzt auch in der Schule geprügelt. Deshalb werden sie jetzt von der Fundación bestraft.  Diese Woche soll eine im anderen Casa bei allem, was so benötigt wird, helfen und die andere in der Fundación (quasi den Büros). Dementsprechend sollte ich eine der beiden in die Fundación bringen. Das habe ich dann gemacht. In der Fundación mussten wir dann noch ein bisschen warten, da die meisten dort so gegen 9 eintrudeln und die Sozialarbeiterin, bei der ich das Mädchen abliefern sollte, noch nicht da war.

Wir saßen dann also noch ein bisschen draußen im Schatten. Dem Mädchen war sehr langweilig, was man gemerkt hat, aber es war lustig. Wir reden hier von einem 14-jährigen Mädchen, das aus Langeweile einfach random übers Klatschen philosophiert. Als das dann auch langweilig wurde, wollte sie über mein Liebesleben reden. Nach diesen lustigen 15 Minuten kam dann die Sozialarbeiterin. Ich habe das Mädchen bei ihr abgegeben und bin dann mit dem Bus zum Casa zurückgefahren.

Als ich ankam hat gerade die Reunion der Educadoras geendet. Ich bin gerne bei diesen Reuniones dabei, da man oft Eindrücke, Geschehnisse oder Hintergrundwissen über die Kinder erfährt, die man so im Alltag nicht hört. Außerdem sind sie ehrlich gesagt für mich auch eine willkommene Abwechslung zu den üblichen Aufgaben, die so im Casa anfallen. Ich finde es immer schade, die Reuniones zu verpassen, aber irgendjemand muss natürlich die Kinder zur Schule bringen.

Ich habe dann im Nachhinein noch die Educadora, mit der ich Schicht hatte, ein paar organisatorische Sachen gefragt, da ich die Wochenplanung nun ja nicht so ganz mitbekommen habe.

Dann habe ich versucht das Baby zum Schlafen zu bringen. Es war offensichtlich sehr müde, aber hatte noch keine Lust zum Schlafen, aber mit ein bisschen Geduld ging das.

Danach hatte ich ein bisschen Zeit, die ich nicht wirklich produktiv füllen konnte. Am Mittwoch steht ein Besuch des Jugendamts an. Deswegen war heute der „Hausmeister“ der Fundación mit ein paar helfenden Händen da. Da war es dann schon Aufgabe genug, nicht im Weg zu sein. Eigentlich soll ich einem Kind im Casa, das nachmittags zur Schule geht und dementsprechend morgens da ist, morgens Englisch- und Mathestunden geben. Sie war aber beschäftigt damit, der Educadora zu helfen und ich hatte auch nicht mehr so viel Zeit, bis ich losgehen musste, um unseren Kleinen von der Schule abzuholen, dementsprechend mussten die „clases“ heute ausfallen.

Als es dann also Zeit wurde bin ich wieder los gegangen, um unseren Kleinen abzuholen. Seine Profesora (=Lehrerin) hat gesagt, dass er sich heute gut benommen hat. Da musste dann ein Belohnungseis (für uns beide) sein. Na ja gut, ehrlich gesagt kam mir das ziemlich gelegen. Ich musste mit ihm, statt direkt ins Casa zurückzukehren, einen Abstecher zur Schule der Großen machen, um die Hausaufgaben für die beiden unter Strafe stehenden Mädchen abzuholen. Für einen vierjährigen ist so ein vierstündiger Schultag aber wirklich anstrengend und meist merkt man ihm seine Müdigkeit auf dem Nachhauseweg echt an. Dementsprechend brauchte ich so oder so irgendwas, was ihm nochmal einen kleinen Energieboost gibt und vielleicht auch von dem Fakt ablenkt, wie müde er eigentlich ist. Das hat auch relativ gut geklappt.

Auf dem Weg haben wir dann noch ein anderes Mädchen aus dem Casa getroffen, was sich uns dann angeschlossen hat und nochmal mit uns zurück zu ihrer Schule gelaufen ist.

Wir haben es dann jedenfalls zur Schule geschafft. Die Tür war verschlossen. Ich verstehe das mit den Schulen immer noch nicht. Wann man jetzt genau da rein darf und wann nicht. Jedenfalls hat uns dann von drinnen ein anderes Kind aus dem Casa gesehen und uns die Tür geöffnet. Dann sind wir zum Lehrerzimmer gegangen. Früher konnte ich ja immer nicht nachvollziehen, wie mein Vater etwas so Essentielles wie die Namen meiner Lehrer nicht behalten kann, aber heute war ich auch total aufgeschmissen und war froh, dass die beiden Großen noch dabei waren und mir aushelfen konnten.

Der Lehrer hat dann jedenfalls gesagt, dass die beiden Mädchen selbst zur Schule kommen müssen. In erster Linie, um die noch nicht eingereichten Hausaufgaben der letzten Woche, einzureichen und eben um die neuen für diese Woche abzuholen.

Das war dann also nichts. Dann sind wir zurückgelaufen. Die prägende Frage auf dem Rückweg: Kaufst du mir was? Kaufst du mir was? Kaufst du mir was? Ist ja nicht so, dass ich ihm vor einer halben Stunde ein Eis gekauft habe.

Im Casa angekommen gab es dann eine kurze Streiterei zwischen zwei Jungs und dann Mittagessen. Der Hausmeister hatte inzwischen noch mehr Verstärkung geholt: Drei Teenager aus der Fundación. Mit so vielen Teenagern gleichzeitig im Haus sind alle ein bisschen durchgedreht und es wurde leicht stressig. Eigentlich sollten die drei Jungs ja arbeiten, aber zwei von ihnen haben doch lieber mit den Mädchen rumgealbert.

Nach dem Mittagessen hieß es dann jedenfalls wieder möglichst nicht im Weg stehen. Ein Mädchen hat mich gebeten, dass ich ihr bei den Englisch-Hausaufgaben helfe. Das habe ich dann (mit Baby auf dem Schoß) gemacht. He/she/it: Das s muss mit und so.

Als ich damit fertig war, war meine Schicht dann auch zu Ende. Es ist immer blöd sich zu verabschieden, wenn man genau weiß, dass nachmittags kein anderer Freiwilliger da ist und man die Educadora mit allen Kindern alleine lässt, aber irgendwann muss man nun mal die Grenze ziehen. Sonst könnte ich direkt ins Casa einziehen.

Dann bin ich also nach Hause gelaufen. Auf dem Weg habe ich noch einen kleinen Abstecher zu einer Tienda (=Geschäft) und einem Obstladen gemacht und ein paar Einkäufe geholt.

Zuhause habe ich mir dann Guacamole gemacht und Nudeln gekocht. Dann hat mich die Müdigkeit doch noch eingeholt und ich habe einen 20-minütigen Power-Nap gemacht, der dann letztendlich nach über einer Stunde geendet hat. Jetzt sitze ich hier und schreibe diesen Bericht und danach heißt es nur noch duschen und ab ins Bett. Gute Nacht!

 

 

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