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Hola Ecuador

24. August 2022: Ich kann mich an diesen Tag noch genauso gut erinnern, als wäre er erst gestern gewesen. Gerade noch mit der Familie geredet und im nächsten Augenblick war ich schon ca. 10.000km weiter, in dem Land, in dem ich das nächste komplette Jahr verbringen werde. Absolut müde sind wir gegen 5 Uhr am Flughafen in Quito, Ecuadors Hauptstadt, angekommen. Noch konnte es keine realisieren, was eigentlich geschah. Es fühlte sich so surreal an. Das Abenteuer konnte nun beginnen. Die ersten Tage wurden wir von unserem Mentoren Diego und Enrique wohl aufgenommen. Sie zeigten uns die Stadt, erzählten uns von Ecuador und vor allem von der Arbeit, die uns erwarten würde. Während die anderen Freiwilligen mit ihrer Visumregistrierung und anderem anstrengendem Kram beschäftigt waren, besuchte ich meine Familie, die in Quito wohnt. Da ich die ecuadorianische Staatsbürgerschaft besitze, weil meine Mutter aus Ecuador kommt, waren mir diese Schritte zum Glück erspart. Nur musste ich, genauso wie die anderen, auch meine „Cédula“ (Personalausweis) beantragen lassen, was dann dazu führte, dass ich 8 Stunden an diesem Tag im Bürgerbüro saß. Drei weitere Freiwillige und ich sind schließlich weiter nach Ibarra: Unser neues zuhause. Mit ca. 132.000 Einwohnern befindet sich Ibarra 115 Kilometer nördlich von Quito. Für mich eine doch eher kleinere Stadt, wenn man sein ganzes Leben lang in einer Großstadt aufgewachsen ist.

Neuer Alltag

Für mich gab es eine 360 Grad Wende, wenn man von meinem Alltag spricht. Ganz viele neue Herausforderungen haben am Anfang auf mich gewartet und auch noch immer. Sowohl positive als auch negative. Aber für eine Herausforderung bin ich immer zu haben.

Vom Schreibtisch auf in die Arbeitswelt: Mein aller erster 40 Stunden-Job und dann noch im Ausland. Zusammen mit einer weiteren Freiwilligen wurde ich zum Wohnheim „Ceibos“ zugeordnet, in dem ich jetzt das ganze nächste Jahr arbeiten werden. Ich weiß noch ganz genau, dass ich mich sehr schwergetan hatte, mich in die Arbeit einzufinden. In den ersten Wochen waren wir orientierungslos. Da die Erzieherinnen noch sehr an die vorherigen Freiwilligen gewöhnt waren, die natürlich die ganzen Aufgaben beherrschten und den Arbeitsrhythmus in und auswendig kannten, konnten diese uns leider nur sehr schwer in die Arbeit einführen. „Yana, geh mal bitte mit Rosita zur Therapie.“ Lauter Fragen kamen mir dann in den Kopf: Wer ist Rosita? Wo ist die Therapie? Wie komme ich da hin? Was ist meine Aufgabe dort? Doch mit Hilfe der damaligen italienischen Freiwilligen, die noch anfangs mit uns arbeiteten, wurden viele Fragen beantwortet. Die Erzieherinnen hatten auch keine bösen Absichten uns gegenüber. Öfters kam dann als Antwort auf meine Fragen: „Ach tut mir leid Yana, habe ganz vergessen, dass ihr das noch nicht wisst.“ Auch gab es anfangs immer wieder verschiedene Probleme. Mir war es aber wichtig, diese Probleme nicht einfach auf mir sitzen zu lassen und mich an meine Chefin Claudia zu wenden, um Hilfe zu suchen. Diese wurde mir dann auch gegeben und Claudia versucht immer eine Lösung zu finden. Glücklicherweise ist Spanisch meine Muttersprache und deswegen konnte ich immer alles mit Claudia kommunizieren und Kommunikation ist das A und O bei dieser Arbeit.

Die Art und Weise der Arbeit läuft in meinem Wohnheim ganz anders, als ich sie mir vorgestellt hatte. Pünktlichkeit ist eher von geringer Bedeutung. Spontanität und Flexibilität dafür umso bedeutender. Dort, nicht nur auf der Arbeit, sondern auch kulturell ist alles ein wenig lockerer, als ich es von Deutschland gewohnt war. Wir müssen mit 10 Kindern in einem Auto ins Schwimmbad fahren? Kein Problem. Um 12 Uhr fängt die Aktivität an, aber wir haben 15 Uhr und sind nicht mal losgefahren. Keim Problem. Es war schon schwer mich auf diese lockere Art einzulassen, da ich doch eher ein Fan von Struktur und Planung bin. Aber diese Art bringt natürlich auch viele Vorteile mit sich und das Leben lässt sich dadurch viel entspannter gestalten.                                                            

Ich konnte die Kinder aus meinem Casa (Haus) früh ins Herz schließen. So schnell, dass ich bei dem Abschied von zwei Geschwistern, die endlich adoptiert wurden, sogar weinen musste und das, obwohl ich sie nicht mal zwei Monate kannte. Viele ihrer grausamen Geschichten lassen sie sich gar nicht anmerken. Wenn ich mit den Kindern Zeit verbringe z.B. beim Hausaufgaben machen, beim Spielen oder, wenn wir zusammen Kochen, dann verhalten sie sich wie jedes andere Kind: Voller Energie und immer mit einem Lächeln im Gesicht. Manchmal gibt es aber auch Situationen, in denen man merkt, dass das Kind ein Trauma erlitten hat. Diese Momente sind manchmal sehr schockierend.

Besonders Spaß bei der Arbeit macht mir, wenn ich irgendwelche Aktivitäten mit den Kindern unternehmen kann. Diese kann man meistens nur unternehmen, wenn man Wochenendschicht hat, welche ich bisher nur zwei Mal hatte, doch von dem, was ich bis jetzt erlebt habe, kann ich nur positiv reden. Mal geht es ins Schwimmbad, mal bring ich UNO mit ins Casa und wann anders pflanzen wir Gemüse und Obst ein. Immer wieder fasziniert es mich, diese Kinder glücklich zu sehen.

Mein neues Zuhause: Mit drei fremden Mädchen, die gerade frisch aus der Schule gekommen sind und bis zum Abreisetag mit ihrer Familie zusammengelebt haben, ein Jahr lang allein zusammen zu leben, klingt erstmals beunruhigend, aber auch ganz schön spannend. Ich konnte mich schnell mit allen meinen WG-Mitbewohnerinnen anfreunden und wir sind inzwischen auch schon sowas wie eine kleine „Familie“ geworden. Dazu gehören schöne Momente, wie unser regelmäßiger abendlicher „Caféklatsch“, bei welchem wir über Gott und die Welt reden, die ganzen verschiedenen Reisen, die wir zusammen unternehmen oder auch den wöchentlichen gemeinsamen Großeinkauf. Natürlich gibt es hin und wieder auch ein paar Probleme, wie in jedem Haushalt. Besonders wenn man seine Aufgabe des wöchentlichen Putzplanes mangelhaft oder gar nicht erst erfüllt, das WLAN nicht früh genug gezahlt wird und das Internet dann plötzlich weg ist oder wenn der Besuch abends zu laut ist, sodass die Vermieterin uns darauf aufmerksam machen muss. Solche Momente gehören nun mal dazu. Im WG-Leben wird besonders die eigene Selbständigkeit getestet. Nun bin ich auf mich selbst gestellt. Selbst Essen kochen, einkaufen gehen, Zimmer putzen und viele weitere Aufgaben sind nun Alltag. Jetzt aber ohne Hilfe von Mama und Papa. Anfangs war es ein wenig überfordernd auf einmal so viele Verantwortungen tragen zu müssen, doch mit der Zeit wurde es einfacher. Trotzdem koche ich gefühlt jede Woche dasselbe und schaue lieber Netflix als mein Zimmer zu putzen. Aber alles mit der Zeit.

Neue Freunde: Unabhängig von der Freundschaft mit meinen WG-Mitbewohnerinnen, habe ich schon innerhalb der letzten 3 Monate sämtliche neue Freundschaften schließen können, im Großteil mit anderen Freiwilligen. Ob aus unserem Projekt oder auch aus anderen Projekten, ob hier in Ibarra, 350 km weiter in Puyo oder in Quito oder ob deutsch, österreichisch oder italienisch, neue Freundschaften werden überall geschlossen. Nur fällt es mir noch schwer ecuadorianische Freunde zu finden, auch wenn wir schon ein paar Freundschaften mit den Leuten aus dem Salsa Kurs schließen konnten, jedoch noch nicht mit Leuten in unserem Alter. Das überrascht mich besonders, weil es mir doch aufgrund meiner Spanischkenntnisse leichter fallen sollte. 9 Monate habe ich ja noch Zeit. Ich bin sehr dankbar für diese neuen Freunde, da gerade durch das Auslandsjahr der Kontakt mit meinen „alten“ Freunden drunter leidet. Für mich war und ist es leider immer noch sehr schwer mit meinen Freunden aus Deutschland zu reden/schreiben, vor allem, da die Zeitverschiebung und einfach der stressige und neue Alltag es nicht erlauben.

Freizeit: Wenn endlich Feierabend nach einer anstrengenden Schicht ist, ist die Freude besonders groß. Manchmal muss man eben erstmal seine täglichen Verantwortungen erfüllen, aber dann kann der Spaß auch anfangen. Abends unter der Woche versammeln wir uns öfters mit unseren neuen Freunden in unserer WG und machen uns eine schöne Zeit. An anderen Tagen mag ich es eher ruhig und backe etwas oder schaue eine Serie. Natürlich wird auch immer mal wieder die Familie angerufen und ein wenig gequatscht. Mittwochs und donnerstags hat sich unsere WG und der Rest unserer Ibarra- Freundesgruppe in einen Salsa Kurs eingeschrieben. Etwas, was ich auf keinen Fall verpassen wollte, hier in Lateinamerika. Eine besonders schöne kulturelle Erfahrung. Aber der richtige Spaß beginnt erst am Wochenende. Wenn ich mal nicht meine Familie in Quito besuche, dann machen wir als WG einen Wochenendtrip in die verschiedensten Städte Ecuadors. Meistens geht’s freitagabends los und dann mit dem Nachtbus über mehrere Stunden zum Zielort. Ob 30 Minuten oder 13 Stunden, der Reisebus ist für uns wie ein zweites Zuhause geworden. Manchmal geht es an die Küste, an einem anderen Tag in das Amazonasgebiet und wann anders in die Berge. Bei unseren Reisen lernen wir nicht nur neue Leute kennen, sondern auch immer wieder etwas über Ecuadors Kultur: Die verschiedenen Geschichten, das typische Essen, die faszinierenden Sehenswürdigkeiten und vieles mehr wird uns näher gebracht auf unseren Reisen. Jedes Mal kommen wir mit lauter wundervollen Erinnerungen zurück und im schlechtesten Fall auch mit einer neuen Krankheit.

Heimweh: Ich habe zwar auch Familie hier, die mir eine große Hilfe ist bei Problemen, jedoch vermisse ich meine Eltern, besonders in solchen Situationen, wenn ich krank bin, mich die Arbeit nervt oder der Alltag einfach zu stressig wird. Ihre Präsenz oder ihre direkte physische oder psychische Hilfe halfen mir immer dabei, alles zu überstehen, aber jetzt bin ich auf mich alleine gestellt. Aus diesem Grund versuche ich einfach mein Leben so angenehm und aufregend wie möglich zu gestalten, wie mit den ganzen Reisen oder anderen schöne Aktionen, die ich mit meinen Freunden unternehmen kann. So überwiegt das Positive die Einsamkeit, die ich manchmal verspüre. Aber auch die täglichen Videoanrufe mit meinen Eltern oder mit meinem Bruder, helfen mir außerordentlich dabei. Dabei wird aber auch über jede noch so unnötige Kleinigkeit geredet und plötzlich fühlt es sich so an, als hätte ich das Land nie verlassen und würde neben ihnen sitzen. Erstaunlicherweise vermisse ich meinen Alltag eher weniger. Hier ist er viel spannender und jeder Tag bringt eine neue Überraschung mit sich. Doch was ich sehr vermisse, ist Deutschland. Wie gerne würde ich einfach mal Nutella kaufen und nicht gleich 15$ dafür zahlen müssen. Ich hätte nie geglaubt, dass ich das sagen würde, aber ich vermisse die Deutsche Bahn so sehr. Bald ist Weihnachten und ich hätte gerne die typische deutsche Kälte, aber dafür wird hier die Sonne scheinen und weit und breit wird kein Schnee zu sehen sein. Aber genauso hat Ecuador auch seine Vorteile, die ich schon bald vermissen werde, wenn ich zurück in Deutschland bin. 

 

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